09. September 2013, Centaur Kundenmagazin, Wolfgang Stute – Multitalent im Dauereinsatz

Wolfgang Stute - Multitalent im Dauereinatz

Komponist, Musiker, Manager, Produzent – beruflich ist dieser Mann ein Universalist. Ähnlich breit gefächert ist sein Klang- Spektrum, das von Kabarett bis Flamenco reicht. Denn Wolfgang Stute will sich nicht auf eine Fach festlegen. Statt dessen ist der 60- Jährige noch immer offen für Neues und steckt voller Lust am Experimentieren – egal ob auf oder hinter der Bühne.

Hinlegen, Augen schließen, einschlafen: So würde Wolfgang Stute seine Arbeitstage eigentlich gerne abschließen. Doch das gelingt ihm nur selten. Denn wenn er bereits im Bett ist, fällt ihm häufig etwas ein, das er noch nicht auf seiner langen „Zu erledigen“-Liste abgehakt hat. Oder das für morgen dringend darauf muss. Komponieren, allein oder gemeinsam mit anderen Gitarre und Schlagzeug spielen, Managementaufgaben stemmen, Platten produzieren – all diese Tätigkeiten in Kombination halten den Wahl-Hannoveraner nämlich nonstop auf Trab. „In meinem Leben muss sich immer etwas bewegen“, erklärt Wolfgang Stute seine Umtriebigkeit. „Zwei Dutzend Konzerte im Jahr „In meinem Leben muss sich immer etwas bewegen. Zurücklehnen will ich mich noch lange nicht.“ geben und den Rest der Zeit Däumchen zu drehen – das wäre für mich undenkbar.“ Entsprechend viel Wert legt er darauf, als „treuer Mensch“ bestehende Beziehungen zu Kollegen wie Hajo Hoffmann, dem Kabarettisten Matthias Brodowy oder Heinz Rudolf Kunze zu pflegen, mit denen er seit langem zusammenarbeitet und aktuell die CDs „Marea“ und „In Begleitung“ aufgenommen hat bzw. unter dem Titel „Räuberzivil“ live auftritt. Genauso wichtig ist ihm aber auch „Offenheit für Neues“ wie die Konstellation „Sideman“: „sechs Musikerpersönlichkeiten“, die „ganz ohne Konkurrenz“ erstmals mit einem gemeinsamen Programm auf der Bühne stehen, „sich begleiten, akzeptieren und zueinander finden.“ Nicht minder reizvoll fand Wolfgang Stute Ausflüge in die Theaterwelt, an der er sowohl in Hannover als auch in Bamberg in leitenden Positionen und vor allem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen „Riesen- Spaß“ hatte. Oder seine langjährige Tätigkeit als Dozent an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Hannover mit dem Spezialgebiet Ästhetische Kommunikation, die ihn immer wieder in Kontakt mit jungen Leuten und Ideen brachte. Außerdem mag er die Zusammenarbeit mit der Märchenerzählerin Sigrid Hordych, die er momentan bei ihren Lesungen musikalisch begleitet. Faible für Flamenco Beständigkeit gepaart mit Lust am Experiment charakterisiert aber nicht nur Wolfgang Stutes breit gefächerte Projekte und Formationen. Auch klanglich ist diese Mischung in seiner Arbeit nicht zu überhören. Weil er von 1971 bis 1978 sieben Jahre lang in Wuppertal und Hannover klassische Gitarre studiert und parallel als Autodidakt die Percussion-Instrumente Cajon und Kongas gelernt hat, sind diese drei Favoriten seit 40 Jahren verlässliche Wegbegleiter. Stilistisch jedoch konnte und wollte sich der gebürtige Kamener nie festlegen und probierte von Protestlied bis Pop die gesamte Klang-Palette aus – bis auf eine Konstante: Fasziniert vom spanischen Gitarren-Großmeister Paco de Lucia, der für in ihn „jedem Ton eine Offenbarung“ ist, beschäftigt sich Wolfgang Stute seit Jahrzehnten intensiv mit Flamencomusik, auch wenn er sich bescheiden noch lange nicht als Virtuosen in diesem Fach bezeichnen würde.

Musik als Rettung Bei all dem selbst auf der Bühne zu stehen, gefällt ihm wegen dem Prozess des „Gebens und Nehmens“ genauso gut wie dahinter die Fäden zu ziehen. Zum einen ist das ein Beleg für den Charakterzug des 1951 im Sternzeichen Stier Geborenen, sich „ungerne etwas aus der Hand nehmen zu lassen“. Zum anderen resultiert seine Vorliebe fürs Organisieren auch aus seiner ursprünglichen Ausbildung: Weil sein ebenso strenger wie dominanter Vater Wert darauf legte, dass der Sohn „etwas Anständiges“ lernte, absolvierte er als Teenager zunächst eine Lehre als Versicherungs- und dann als Hotelkaufmann. Erst danach wagte Wolfgang Stute „den Widerstand“ und sattelte auf Musik um – mit dem Resultat, dass ihn diese seiner Ansicht nach einerseits „rettete“, andererseits zum Zerwürfnis mit seinem darüber mehr als unzufriedenen Elternhaus führte. Bedauert hat er seine Entscheidung aber nicht. Im Gegenteil. Erst mit der Musik hat Wolfgang Stute eine ihm angemessene Sprache gefunden. Und zwar ganz ohne Worte, weil das Multitalent fast alles außer texten kann. „Woher meine Inspirationen kommen, weiß ich nicht“, überrascht der Komponist, der schon lange eigene Stücke schreibt, aber erst vor Kurzem mit „Marea“ die erste komplette CD aus eigener Feder eingespielt hat und damit das Naturereignis Ebbe und Flut musikalisch nachempfinden möchte. „Meist übersetze ich meine Stimmungen und Gefühle. Mitunter klingt auch die Musik anderer Interpreten an, was aber nicht bewusst geschieht.

Heutzutage etwas noch nie Dagewesenes zu machen, ist bei der enormen Bandbreite so gut wie unmöglich. Letztendlich kann man nur bereits Existierendes auf seine eigene Art wiederholen und so neu interpretieren.“ Kein Interesse an Ruhestand Geht es nach Wolfgang Stute, ist mit diesem Schaffensprozess noch lange nicht Schluss. „Wenn ich gesund und weiterhin gefragt bin, möchte ich auch mit 80 weiter vor Publikum spielen.“ Denn noch verspürt er kein Bedürfnis, so etwas wie Rente anzustreben und sich zurückzulehnen. Nur ganz so viel Unterwegssein wie in Spitzenbelastungszeiten als Manager von Heinz Rudolf Kunze muss es nicht mehr sein, als er bis zu 200 Nächte pro Jahr im Hotel verbrachte. Als Ausgleich genießt er es jetzt, öfter zuhause in Hannover zu sein, wo er Familie sowie Freunde hat, sich „sehr wohl“ und „verwurzelt“ fühlt. Und so den perfekten Fixpunkt für seine nächsten Vorhaben findet.

(Artikel von A. Schmelter de Escobar)

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